Wolf Kerschek, der Leiter des Jazzstudienganges an der Hamburger Musikhochschule, der seit gemeinsamen Studentenzeiten als Pianist und Vibraphonist mit Coburger zusammenarbeitet, hat die ursprünglich für das kleine Ensemble konzipierten Stücke arrangiert, hat sie zu einem Facettenwerk aus lauter kleinen Motivperlen ausgeschrieben, hat sie nebeneinander gesetzt, übereinander oder gegeneinander und aus ihren Möglichkeiten ein dampfendes Hexengebräu zusammen gerührt, das die Band mit hörbarem Vergnügen am Köcheln hält.
Von der seidig schimmernden Klangfläche in der Gil-Evans-Tradition zu ausgebufft verschachtelten Stimmführungen, von ausfransenden Tutti-Improvisationen im Geiste von Chris McGregors Brotherhood of Breath zu knalligen Rhythmen, die den ein oder anderen Spritzer Punkaroma tragen, von messerscharfen Slickaphonics-Bläsersätzen bis zum intimen Interplay von nur noch zwei improvisierenden Instrumenten demonstriert sie die Breite ihrer Ausdruckspalette, und setzt noch in der Reibung innerhalb der einzelnen Stimmgruppen Hitze frei.
Das scharfe Profil von eigensinnigen Solisten wie dem Posaunisten Stefan Lottermann, dem Altsaxofonisten Peter Bolte oder dem Trompeter Reiner Winterschladen und vor allem Coburger selbst verdeutlicht dabei die Fallhöhe zum Klischee des Bigbandsounds und knüpft gleichzeitig an einen längst dünn gefeilten Traditionsfaden des Bigbandspiels an, in dem die emotionale Hitze der Improvisation nicht unter der Kälte der Konstruktion erlischt.